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Wie das Arbeiten im Homeoffice die Wahrscheinlichkeit von Burnout beeinflusst.
Burnout hat viele Gesichter und Betroffene leiden unter unterschiedlichsten Symptomen. Auch die Wege in ein Burnout sind vielfältig, genauso wie die auslösenden Faktoren. Häufig entsteht Burnout jedoch im Arbeitskontext und ist eine Kombination aus ungünstigen äußeren und inneren Einflüssen.
Die Ärztin Dr. med. Mirriam Prieß sagte einmal „Burnout ist IMMER ein Beziehungsthema – eine gestörte Beziehung zu anderen und vor allem zu sich selbst“. Weitere Burnout-förderliche Faktoren können ein von außen kommender hoher Leistungsdruck sein, aber auch eine von innen kommende hohe Erwartung an sich selbst oder Perfektionismus. Häufig spielen auch ein erhöhtes Geltungsbedürfnis und der Wunsch nach Anerkennung eine Rolle.
Durch die Corona-Pandemie wurde in vielen Unternehmen das Homeoffice möglich gemacht und gehört mittlerweile häufig zum Arbeitsalltag dazu. Viele Mitarbeitende sind dankbar für die Möglichkeit Homeoffice zumachen, doch wie gesund ist Homeoffice für das psychische Wohlbefinden?
Eine große Belastung für die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ist der Abbau von sozialen Kontakten im Homeoffice. Wie bereits oben erwähnt, spielen Beziehungen bei Burnout eine zentrale Rolle. Dass Mitarbeitende häufig unter der sozialen Isolation leiden, konnten wir bereits in der Zusammenarbeit mit einigen Firmen bestätigen.
Doch: ist Homeoffice daher prinzipiell schlecht für die mentale Gesundheit? Wir haben hier ein paar Vor-und Nachteile zusammengefasst, die euch helfen sollen, den Zusammenhang zwischen Burnout und Homeoffice besser zu verstehen und so auch individuell zu bewerten, ob euch das Arbeiten von zu Hause gut tut oder eben nicht.
Sind wir doch mal ehrlich: Wer von uns mag es nicht, am Montagmorgen länger zu schlafen, sich nicht durch den Berufsverkehr quälen zu müssen und stattdessen ganz entspannt die 5 Meter vom Bett bis zum Schreibtisch zu gehen, mit einem kleinen Abstecher bei der Kaffeemaschine.
Homeoffice hat einfach Vorteile und ich finde es wunderbar, dass viele Unternehmen das Arbeiten von zu Hause(oder auch von irgendwo auf der Welt) ihren Mitarbeitenden ermöglichen. Und nicht nur, dass man länger schlafen kann, ist ein Vorteil.
Man kann im Homeoffice sehr fokussiert arbeiten. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen Kinder und Familie die Arbeitssituation eher erschweren, aber oft kann man im Homeoffice selbstbestimmt und fokussiert an Themen arbeiten, ohne durch kurze Smalltalks oder Anliegen von Kollegen und Kolleginnen unterbrochen zu werden. Ich habe selbst festgestellt, wie gut es mir tut, ohne Unterbrechungen etwas auszuarbeiten – in einem Umfeld, in dem ich mich wohlfühle und alles habe, was ich brauche.
Homeoffice ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und verschiedenen Lebenskonzepten. So kann man beispielsweise unkomplizierter vormittags einen Arztbesuch wahrnehmen, wenn die eigentliche Arbeitsstelle zu weit weg ist. Außerdem kann man mit kleinen Kindern (zwar sicher mit einigen Hindernissen) besser von zu Hause arbeiten bzw. überhaupt arbeiten. Natürlich braucht es dafür auch eine Unternehmenskultur, die bzgl. der Arbeitszeiten Spielräume zulässt. Unter diesen Umständen kann man im Homeoffice durchaus von einer besseren Vereinbarkeit sprechen.
Wie zu Beginn des Artikels erwähnt, fallen soziale Kontakte im Homeoffice weg. Zwar wird versucht, mit verschiedenen Tools vor allem den informellen Austausch, also das spontane Gespräch in der Kaffeeküche oder auf dem Flur, aufzufangen. In der Praxis ist das aber häufig schwierig. So führt es dazu, dass sich vor allem allein lebende Menschen durch das Arbeiten von zu Hause zunehmend einsam fühlen. Und Einsamkeit hat erhebliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Durch bisherige Projekte haben wir gesehen, dass soziale Kontakte auf der Arbeit Stress abpuffern können. Wenn man als Team gut zusammenarbeitet, ist man leistungsfähiger und kann Stress viel besser ertragen oder nimmt manche Dinge erst gar nicht als stressig wahr. Wenn diese sozialen Interaktionen nicht stattfinden, fällt es uns schwerer mit belastenden Themen umzugehen und das schlägt auf das psychische Wohlbefinden.
Durch den fehlenden Austausch entsteht noch ein weiteres Problem: klare Stresssignale bei Teammitgliedern werden leichter übersehen. Dadurch, dass weniger geredet wird und die nonverbale Kommunikation wegfällt, können Warnsignale bei Mitarbeitenden schneller durchrutschen und es wird erst reagiert, wenn der oder die Mitarbeitende bereits am Anschlag ist.
Ein weiterer Nachteil im Homeoffice ist, dass man als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin das Gefühl hat, ständig erreichbar sein zu müssen. Eine Person erzählte mir sogar, dass sie sich irgendwann nicht mehr traute einen Kaffee in der Küche zu machen, aus Angst, in diesem Augenblick per skype vom Vorgesetzten kontaktiert zu werden. Vielleicht kennst du solche Gedanken auch. Kleiner Ausflug in die Neuropsychologie: Die Angst kontrolliert zu werden und der Druck, ständig erreichbar sein zu müssen, versetzt unser Gehirn in ständige Alarmbereitschaft. Die hormonelle Stressachse ist aktiviert und Cortisol wird ausgeschüttet. Problematisch wird es, wenn der Cortisol-Spiegel nicht sinkt, sondern durch anhaltenden Stress hoch bleibt. Unser Gehirn braucht Zeiten der Entspannung und Regeneration. Wenn diese durch ständigen Erreichbarkeitsdruck ausbleiben, fördert dies eine zunehmende Überlastung und damit steigt auch die Gefahr für Burnout.
Wir haben im Gespräch mit verschiedenen Firmen festgestellt, dass die Mitarbeitenden seit Beginn der Pandemie und damit seit Beginn des vermehrten Arbeitens von zu Hause aus, weniger Feedback über ihre Leistung bekommen. Dabei geht es gar nicht um die offiziellen Mitarbeiter Gespräche, sondern vor allem um kurze Reaktionen und Rückmeldungen von der Führungskraft und den Teammitgliedern. Beim Arbeiten im Büro nimmt man Reaktionen im Team wahr, weiß direkt wo man dran ist, und ob eine Arbeitsleistung oder ein Verhalten förderlich war oder nicht. Diese kurzen Rückmeldungen sind beim digitalen Zusammenarbeiten reduziert und das wiederum sorgt dafür, dass wir uns psychologisch schnell unsicher fühlen. Wir fragen uns: „Passt das so, wie ich meine Arbeit mache?“, „Mag mich meine Vorgesetzte eigentlich noch?“ oder „Passt unser Teamzusammenhalt und setzen sich meine Kollegen und Kolleginnen auch für mich ein?“. Wenn wir nicht ausreichend Rückmeldungen zu uns persönlich und auch zu unserer Arbeit bekommen, kann das belastend sein und beim dauerhaften Arbeiten im Homeoffice zur Gefahr werden. Besonders anfällig sind die Personen, die einen hohen Geltungsdrang haben und die Anerkennung von ihren Mitmenschen suchen und brauchen.
Wie sieht es also aus? Bekommt man schneller Burnout durch die Arbeit im Homeoffice?
Auch wenn der letzte Abschnitt Angst machen kann: Homeoffice ist nicht per se schlecht für unsere psychische Verfassung. Wie ich aufgezeigt habe, sehe ich einige wertvolle Vorteile. Vorteile, die sich positiv auf unser mentales Wohlbefinden auswirken können. Ich bin ein großer Freund des Arbeitens von zu Hause und super dankbar, dass das in meinem Job möglich ist. Trotzdem sind auch die Gefahren nicht zu unterschätzen. Es gibt Zusammenhänge zwischen dem Arbeiten zu Hause und erhöhtem Burnout-Risiko. Daher ist es gerade für Arbeitgeber wichtig zu wissen, welche Gefahren das Homeoffice, neben allen Vorteilen, birgt. Und diesen Gefahren muss frühzeitig entgegengewirkt werden.
Was bei uns super funktioniert: Hybrides Arbeiten mit festen Bürotagen. Mittwoch ist festgesetzter Bürotag und dann kommen wir zusätzlich noch 1-2 Tage die Woche ins Büro und sprechen uns so ab, dass nach Möglichkeit das ganze Team da ist. So nutzen wir die Vorteile, die das Arbeiten von zu Hause bietet, sorgen aber gleichzeitig dafür genug soziale Interaktion zu haben.
Wie empfindest du das Arbeiten im Homeoffice? Wie schätzt du die Gefahren ein und was tut dein Arbeitgeber, um das Burnout-Risiko zu reduzieren? Wir haben mittlerweile mit unzähligen Personen gesprochen und beschäftigen uns seit Beginn der Pandemie intensiv mit dem Thema Homeoffice. Gerne kannst du uns kontaktieren und wir helfen dir dabei, die bestehenden Gefahren in deinem Team oder deiner Firma zu analysieren und zu reduzieren.