Stress am Arbeitsplatz

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Psychologische Sicherheit – wann fühlen sich Mitarbeitende „sicher“?

Bei „Sicherheit am Arbeitsplatz“ denken die meisten vermutlich an körperliche Sicherheit. Doch auch die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz spielt eine wichtige Rolle.

Was versteht man unter psychologischer Sicherheit?

Man spricht von psychologischer Sicherheit im Arbeitsumfeld, wenn sich Personen sicher und geschützt fühlen und sich trauen Risiken einzugehen. Unter Risiken versteht man beispielweise das Zugeben eines Fehlers, das Einbringen einer unkonventionellen Idee, das Äußern von Kritik oder Unwohlsein. Wenn die psychologische Sicherheit im Arbeitsumfeld nicht gegeben ist, dann versuchen Mitarbeitende eher Fehler zu vertuschen und trauen sich nicht sich über den erwarteten Standard hinaus einzubringen.

Was bringt psychologische Sicherheit?

Schon aus der Definition kann man ableiten, wie positiv sich das Vorhandensein von psychologischer Sicherheit auf den Team- und Unternehmenserfolg auswirken kann: Teams und Personen, die sich sicher fühlen, haben ein besseres Lernverhalten, indem Fehler zugegeben werden und man aus diesen lernen kann, sie kommunizieren effektiver und offener, sind innovativer und kreativer und zeigen ein größeres Engagement bei der Arbeit.

Den Begriff der „psychologischen Sicherheit“, auf Englisch „psychological safety“, gibt es schon seit den 1960ern, bekannter wurde er gegen Ende der 90er durch Amy Edmondson und erlebt heute erneut ein Hoch.

Psychologische Unsicherheit als psychische Belastung

Deutlich wird der Einfluss von psychologischer Sicherheit auf die psychische Gesundheit vor allem, wenn die Sicherheit nicht gegeben ist, also psychologische Unsicherheit vorliegt. Das zeigt sich unter anderem darin, dass Mitarbeitende Angst davor haben...

  • Fehler zuzugeben
  • ihre Gefühle zu zeigen (also Emotionsarbeit geleistet wird)
  • Probleme / Kritik offen anzusprechen
  • um Unterstützung zu bitten.

Dies hat großen negativen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz. All diese Ängste lösen Stress und Unsicherheit aus, wodurch der Arbeitsalltag als belastend empfunden wird. Wenn dieser Zustand lange anhält und durch keine andere Ressource (wie beispielsweise hohe Selbstwirksamkeit oder Wertschätzung) ausgeglichen wird, kann dies zu einer Stresserkrankung wie Burnout führen.  

Deswegen darf bei der Analyse von psychischer Gesundheit die psychologische Sicherheit nicht außer Acht gelassen werden. Wichtige Komponenten von psychologischer Sicherheit, welche wir bei improveMID in der Analyse der psychischen Gesundheit abdecken, sind…

  • Umgang mit Fehlern
  • Feedbackkultur
  • offenes Zeigen von Gefühlen
  • Klarheit über Rollen- und Verantwortungsbereiche
  • Handlungsspielraum
  • Unterstützung durch die Führungskraft
  • Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen

Wie kann die psychologische Sicherheit in Teams gestärkt werden?

Psychologische Sicherheit kann über Gewährleistung der genannten Punkte beeinflusst werden:

1. Großer Handlungsspielraum und Klarheit

Die psychologische Sicherheit wird erhöht, wenn Mitarbeitenden ein großer Handlungsspielraum geboten wird, Mitarbeitende also selbst bestimmen können, wie sie ihre Aufgaben umsetzen und ihren Arbeitsalltag gestalten. Dadurch werden sie ermutigt sich einzubringen, sich zu engagieren und auch mal andere Wege zu gehen.
Damit dieser große Handlungsspielraum nicht zu einer Überforderung führt, ist es wichtig die Rollen und Verantwortungsbereiche klar zu bestimmen: für was genau bin ich zuständig und was fällt nicht mehr in meinen Verantwortungsbereich?

2. Offene Kommunikation

Vor allem der Umgang mit Fehlern und Feedback ist für die psychologische Sicherheit von großer Bedeutung. Daher ist es wertvoll, eine offene Fehlerkultur zu etablieren. Beispielweise kann dies passieren, indem Fuckup-Meetings eingeführt werden, bei denen konkret über Misserfolge und Fehler gesprochen wird, um gemeinsam daraus zu lernen. Oder indem Führungskräfte mit gutem Vorbild vorangehen und gemachte Fehler zugeben und auf Fehler anderer konstruktiv reagieren – das bedeutet kein Bloßstellen, keine negativen Konsequenzen.


Ebenso wichtig ist die offene Feedback-Kultur. Feedback erfolgt dabei regelmäßig, konstruktiv und auf allen Ebenen, also nicht nur „von oben herab“, sondern auch zwischen Kolleginnen und Kollegen und von Mitarbeitenden an ihre Führungskraft.
Eng damit verbunden ist das offene Zeigen von Gefühlen innerhalb des Teams. Teammitglieder müssen negative Gefühle nicht verstecken, sondern werden verstanden und unterstützt, wenn es ihnen nicht gut geht, sie wütend oder überfordert sind.

3. Ein starkes Teamgefühl

Ein Gefühl von Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung kann vor allem durch eine gemeinsame Team-Vision gestärkt werden. Innerhalb eines Teams sollte klar sein warum man als Teamexistiert und was das übergeordnete Ziel ist, welches man zusammen erreichen möchte. Das fördert nicht nur die Motivation jedes einzelnen, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Darüber hinaus empfehlen sich klassische Übungen, um das Teamgefühl zu stärken, wie gemeinsame Ausflüge, das Teilen von privaten Inhalten oder Teambuilding-Maßnahmen.

Psychologische Sicherheit im Startup

Auch wir bei improveMID legen Wert auf die psychologische Sicherheit im Team. Zu Beginn haben wir das gar nicht bewusst gemacht, sondern haben eher unabsichtlich Maßnahmen zur Stärkung von psychologischer Sicherheit eingeführt. Dazu gehören zum einen die regelmäßigen Team-Events, das Teilen von Gefühlen (positiven wie negativen), von privaten Sorgen und natürlich auch Erfolgen. Zum anderen den großen Handlungsspielraum den jede/r einzelne im Team hat, bei gleichzeitigem Wissen, dass man sich immer auf die Unterstützung der anderen verlassen kann. Den größten Einfluss hat vermutlich unsere von Anfang an sehr stark gelebte Feedbackkultur. In jedem Weekly wurde von Beginn an untereinander positives wie negatives (aber immer konstruktives) Feedback gegeben. Das war nicht immer einfach und musste auch als Team gelernt werden. Mittlerweile ist unsere Feedback-Wall am Überquellen und das Feedbackgeben ist ein ganz selbstverständlicher Teil der Unternehmenskultur geworden.

Vor allem in jungen und innovativen Teams ist die psychologische Sicherheit von größter Bedeutung und sollte daher erst gemessen und dann strukturiert erhöht werden.

Quellen

https://www.haufe.de/personal/neues-lernen/psychologische-sicherheit-erfolgsfaktor-fuer-teamerfolg_589614_553514.html

https://www.hogrefe.com/de/thema/psychologische-sicherheit-im-unternehmen#:~:text=Was%20ist%20psychologische%20Sicherheit%3F,einzugehen%20(Edmondson%2C%201999)

Autorin
Ina Haug
Psychologin

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